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Gedanken zum Rücktritt von Mixa

22 Apr 2010 :

Spiegel Online zum Rücktritt von Mixa:

In seinem Gesuch bietet der 68-Jährige seinen Rückzug vom Amt in Augsburg und auch als Militärbischof der Bundeswehr an.

Klar: formal gesehen wahrscheinlich richtig, dass – wie auch in der Politik, wenn Minister zurücktreten – man ein Rücktrittsgesuch bei seinem “Vorgesetzten” einreicht. Jedoch wird auch hier zwischen den Zeilen die fatale Arroganz und Selbstherrlichkeit von Mixa deutlich: er erklärt nicht schlicht seinen Rücktritt, sagt nicht klar, dass er das Amt nicht mehr ausüben wird, sondern bietet an. Frei von Selbstzweifeln, nicht das eigentliche Problem reflektierend, sondern trotzig anbieten und die Entscheidung letztlich anderen überlassend; dem Papst ist es jetzt überlassen, das ‘Angebot’ anzunehmen.

Wobei jetzt auch niemanden überraschen würde, wenn sich die unsägliche Realitätsferne der Kirche hier fortführen würde und das Kirchenoberhaupt das Angebot am Ende nicht annimmt – ist doch alles nicht so schlimm und nichts ist bewiesen…

Die anhaltende öffentliche Diskussion um seine Person habe in den vergangenen Wochen die Priester und Gläubigen im Bistum schwer belastet…

Wieder falsch und ein weiterer Beweis für das nicht vorhandene Schuldbewusstsein. Es geht darum, dass dieser Mann untragbar für Kirche und Gesellschaft ist, weil er Gewalt ausgeübt hat und Geld, das für Waisenkinder gedacht war, gestohlen hat, um die eigene Eitelkeit (Wein, Schmuck, Gemälde) zu befriedigen. Eine vollkommene Verfehlung, die ja aber gerade in der katholischen Kirche eine lange Tradition hat. Ursache und Wirkung werden hier verwechselt. Aufrichtig wäre gewesen, zu sagen, dass Mixa körperliches und seelisches Leid zugefügt hat und daher ungeeignet für das Amt (und die Gesellschaft) ist. Lediglich wird verniedlichend “die Auswirkung dieser Diskussion” als Grund genannt. Mixa ein Opfer?

Mit seinem Rücktritt wolle Bischof Mixa dafür Sorge tragen, weiteren Schaden von der Kirche abzuwenden und einen Neuanfang zu ermöglichen…

Sicherlich ist es hilfreich, wenn Mixa aus der Öffentlichkeit verschwindet – die Liste seiner unerträglchen Aussagen ist bekanntlich lang. Aber was heisst denn “Neuanfang”? Bricht das gesamte Kirchenkonstrukt zusammen weil er weg ist? Muss die Kirche dann von Vorne anfangen? Auch hier: Überbewertung seiner Rolle und seiner Person.

Möglicherweise ist aber der persönliche Neuanfang gemeint. Das wäre immerhin wünschenswert; auch mit 68 Jahren ist es nie zu spät, endlich die Werte und Maßstäbe zu respektieren bzw. zu praktizieren, für die man angeblich seit vielen Jahren eingetreten ist.